Vor ein paar Monaten bin ich in eine Erdgeschoßwohnung gezogen. Mit zwei Wohnungskatzen. Das sollten sie auch bleiben. Ein etwa zwei Meter hohes Katzennetz rund um die Terrasse sorgte dafür, dass die Stubentiger nicht davonkonnten. Allerdings fand meine Vermieterin den "Käfig" optisch nicht sonderlich attraktiv, so dass ich ihn abbauen musste. Auf einer Seite wurde ein Zaun errichtet, auf der anderen Seite wurde der vorhandene Zaun mit dem Netz "verkleidet". Da sich die Höhe nun auf 1,5 Meter verringerte, hatte ich von Anfang an Bedenken, dass die Miezen sich dadurch nicht abhalten lassen würden, was sich dann bei einer Katze auch bewahrheitet hat. Sobald sie nach draußen kommt, führt ihr erster Weg zum Zaun und, schwupp, darüber. Da sie aber die letzten zwölf Jahre in der Wohnung war und keine Ahnung von der Welt draußen hat (Autos, Teiche, Kampfkatzen, Würmer usw.), bewache ich soweit wie möglich jeden Schritt, wenn sie draußen ist, und meistens fange ich sie oben am Zaun ab. Dann trage ich sie wieder in die Wohnung, wo sie mir dann vorjammert, was für eine arme Katze sie ist und dass sie unbedingt raus muss.
Dabei kam mir der Gedanke, dass wir uns auch oft benehmen wie meine Katze. Wir haben ein eingezäuntes Terrain, wo wir es wirklich schön haben könnten (es sind immerhin 50 m² Terrasse und Garten), wo keine Eindringlinge uns stören, keine Gefahren lauern. Aber nein, wir möchten unbedingt über den Zaun springen und genau das haben, wovon Gott weiß, dass es uns nicht guttut. Wir jammern und jammern und verstehen nicht, was daran so schlimm ist. Doch Gott überblickt das Ganze und weiß, dass es uns nicht guttun würde. Verlassen wir uns auf die Weisheit Gottes und bleiben innerhalb der "Zäune", die Er für uns aufgestellt hat. Seine Wege sind nicht unsere Wege, und Seine Gedanken sind nicht unsere Gedanken (siehe Jesaja 55,9: "Denn wie der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.")
S.